Besser als Apple sagt: iPad 7 im Test

Die siebte Inkarnation des Ur-iPad bekommt einige nützliche neue Features. Unser Praxis- und Labortest offenbart zudem echte Überraschungen.

Apple bleibt bei der viergleisigen iPad-Produktlinie bestehend aus iPad Mini, iPad (original), iPad Air und iPad Pro. Das originale iPad hat nun eine technische Auffrischung erhalten. Gegenüber der sechsten Generation, die Apple im März 2018 einführte, ändert sich beim iPad 7 vor allem das Display.

Neues Display

Es war ein geflügelter Spruch, den Phil Schiller anno 2012 mit der Einführung des ersten iPad Mini einführte. „ Das kann man sich leicht merken: 9,7 Zoll; 7,9 Zoll “. Er meinte damit die Displaydiagonalen vom damaligen iPad im Vergleich zum iPad Mini. Tatsächlich hatte bis dahin und danach jedes Ur-iPad eine Bilddiagonale von 9,7 Zoll. Das ändert sich erst 2019, mit der aktuellen siebten Generation des originalen iPad.

10,2 Zoll sind jetzt angesagt und das bedeutet nicht nur mehr Bildschirmfläche, sondern de facto auch mehr sichtbare Pixel. Die Auflösung ändert sich von den fast schon traditionellen 2048 mal 1536 Pixel auf 2160 mal 1620 Pixel, das sind immerhin über elf Prozent mehr Bildpunkte, die mit Inhalten gefüllt werden können. Die Pixeldichte bleibt mit 264 ppi hingegen unverändert. Damit bleibt das iPad Mini, trotz geringerer Netto-Pixelanzahl das Apple-Tablet-Modell mit der höchsten Pixeldichte von 326 ppi.

Mit 10,2 Zoll nähert sich Nummer Sieben verdächtig dem iPad Air, das mit 10,5 Zoll ein nur leicht größeres Display enthält . Doch Größe allein ist eben nicht alles. Als Abgrenzung von der Air-Klasse bleibt der Farbraum der siebten Generation kleiner als beim iPad Air, das laut Apple den P3-Farbraum erfüllt.

Unser Labortest zeigt jedoch Erstaunliches. Wir messen nach und im direkten Farbraumvergleich mit dem iPad Mini 5, das ebenfalls – laut Apple – den P3-Farbraum erfüllt, muss das iPad 7 gar nicht viel zurückstecken. Die Unterschiede im Farbumfang sind nur minimal und das ist tatsächlich auch in der Praxis zu erkennen. Die Farben des iPad 7 sind satt und kristallklar. Fotos bestechen durch hohen Kontrast und einer sehr guten Durchzeichnung sowohl in den Lichtern als auch in den Schatten. Die weiteren Messergebnisse bestätigen das. Die maximale Helligkeit liegt bei gemessenen 490 cd/qm (Apple gibt 500 cd/qm an). Das Kontrastverhältnis messen wir mit über 1100:1 und die Homogenität liegt bei 87 Prozent, das alles sind sehr gute Werte. Viel besser kann das das iPad Mini 5 auch nicht. Offensichtlich verwendet Apple im iPad 7 ein exzellentes Panel, das durchaus in der Lage wäre den P3-Farbraum abzubilden, kalibriert es offensichtlich ab Werk aber nicht darauf, um die Abgrenzung zu den Air-, Pro- und dem Mini-Modell zu erhalten. Wir finden das erstaunlich, im Vergleich zum iPad Mini 5 oder gar zum iPad Air ist das Display gar ein echter Geheimtipp.

Prozessor zwei Generationen zurück

Beim Prozessor sieht das jedoch etwas anders aus. Apple verbaut im iPad 7 den A10-Fusion-Chip, der erstmals mit dem iPhone 7 im Jahre 2016 eingeführt wurde. Es ist schon eigenartig, dass Apple auch hier dem iPad Mini  den Vorzug gibt, nicht nur beim offiziell angegebenen Farbraum des Displays, auch beim verwendeten Haupt- und Grafikprozessor steht das iPad der siebten Generation hinter dem Mini-Modell. Das iPad Mini 5 ist zwei CPU-Generationen weiter, es verfügt über den A12 Bionic. Dadurch wird klar: Trotz der deutlich größeren Bilddiagonale soll das iPad der siebten Generation das Einstiegsmodell bei Apple bleiben, günstiger als das kleinere Mini-Modell. Letzteres drohte ja bereits zu sterben, vermutlich hatte es den Verkauf des großen Modells zu sehr kannibalisiert, so dass Apple sich entschlossen hat es qualitativ höher anzusiedeln und damit auch teurer zu machen als das Ur-iPad.

Die verwendete CPU erklärt dann auch unser Performance-Benchmark. In synthetischen Tests, wie Linpack und Geekbench 5 liegt das iPad 7 in etwa auf dem Niveau des iPhone 7, das 2016 eingeführt wurde. Das gleiche gilt für 3D-Tests wie dem GFX-Benchmark. Das kleine iPad Mini 5 zieht hier in allen Belangen deutlich vorbei.

iPad 7 - Benchmarks (Bild 1 von 7)

Linpack A Linpack A

Das bedeutet aber nicht, dass das iPad 7 eine lahme Ente ist. Im Praxistest hält es durchaus gut mit. Anspruchsvolle Spiele wie beispielsweise PBUG Mobile laufen selbst in bester Darstellungsqualität auch auf dem drei Jahre alten Prozessor noch flüssig und ohne nennenswerte Ruckler. Alltagsanwendungen, wie Safari, Pages oder Numbers sowieso. Hier ist ein Performance-Unterscheid so gut wie nicht zu spüren.

Ausstattung – wie gehabt

Die Grundausstattung des iPad 7 hat sich gegenüber dem Vorgänger nicht geändert. Nach wie vor bekommt man es mit einer Speicherausstattung von wahlweise 32 oder 128 GB. Eine 64-GB-Option gibt es nach wie vor leider nicht. Für normale Anwendungen im Alltag reichen 32 GB gerade noch aus, wer aber etwas ambitionierter zu Werke geht, Fotos oder gar Videos bearbeiten will und viele aktuelle Spiele spielt, der sollte auf die größere Speicherausstattung zurückgreifen.

Die Auswahl zwischen der reinen WiFi- und der WiFi+Cellular-Version gibt es ebenfalls. Gegen etwa 140 Euro Aufpreis kann man so eine SIM-Karte einstecken (oder eSIM benutzen) und Internet-Verbindungen per Mobilfunk bekommen. Die Cellular-Version hat zudem den Vorteil, dass man zusätzlich auch das GPS-Modul bekommt und das iPad somit auch als präzises Navi einsetzen kann. Wie reine WiFi-Version kann das nicht!

An Bord ist auch de Fingerabdruckscanner Touch ID, der eine gute Sicherheit bietet. Die Gesichtserkennung Face ID bleibt nach wie vor den teuren Pro-Modellen vorbehalten.

Auch bei den Kameras bleibt alles beim Alten, die rückwärtige Kamera löst mit acht Megapixeln auf, die Frontkamera bleibt bei rudimentären 1,2 Megapixel. Für Facetime-Gespräche reicht das aus, qualitativ hochwertige Selfies darf man aber nicht erwarten.

Wie bei der sechsten Generation wird auch beim iPad 7 der Apple Pencil der ersten Generation unterstützt. Designer, Grafiker und Künstler werden daran ihre Freude haben, aber auch im Alltag kann der Pencil nützlich sein, beispielsweise beim schnellen Festhalten von Notizen oder Scribbles in der Notizen-App.

Jetzt mit Smart-Anschluss

Neu ist der Smart-Anschluss. Den hat es bei den normalen iPad-Modellen bislang nicht gegeben. Für zusätzliche 180 Euro bekommt man eine brauchbare Tastatur, die eben nicht drahtlos, sondern über die Smart-Kontakte angeschlossen wird. Um den Ladestand eines zusätzlichen Akkus in der Tastatur (wie bei Bluetooth-Keyboards) muss man sich also nicht mehr kümmern.

Unser Testgerät kommt mit einem Smart-Keyboard und in der Praxis gewöhnen wir uns schnell an den Einsatz der Tastatur. Da sie magnetisch hält, lässt sie sich mit einem Handgriff flott entfernen und wieder anbringen. Zugeklappt, bietet die Tastatur zumindest für die Bildschirmseite einen ordentlichen Schutz gegen ruppige Behandlung. Die Rückseite des iPad bleibt ungeschützt.

Akkulaufzeit und Ladezeit

Einer der wichtigsten Punkte ist die Standzeit des eingebauten Akkus. Apple gibt hier unverändert bis zu zehn Stunden Laufzeit beim Surfen im Web übers WLAN respektive bei Video- oder Musik­wiedergabe an. Wie üblich testen wir das mit zwei verschiedenen Verfahren. Im Worst-Case-Szanario spielt das iPad ein MP4-Video Fullscreen in eiern Endlosschleife ab und die Helligkeit steht auf 100 Prozent. Hier gibt das iPad 7 nach knapp sechs Stunden auf. Ein befriedigendes Ergebnis. Beim zweiten Test stellen wir die Helligkeit auf 50 Prozent und ein Skript ruft bekannte Webseiten wie Macwelt.de, Tagesschau.de etc. auf. Hier hält das iPad 7 mit gut 12 Stunden deutlich länger durch. Die zeigt ein weiteres Mal: Die Bildschirmhelligkeit ist bei normaler Nutzung der entscheidende Faktor für die Akkulaufzeit.

Was uns allerdings stört, ist die lange Aufladezeit mit dem beiliegenden 12-Watt-Ladegerät. Wir warten fast fünf Stunden, bis das iPad wieder voll aufgeladen ist. Apple sollte hier dringend bessere Ladegeräte beilegen, die Schnelllademöglichkeiten anbieten.

Fazit: Kein Schnäppchen, aber gerechtfertigt

Der Einstiegspreis von 380 Euro ist wie immer bei Apple kein Schnäppchen, aber meiner Meinung nach voll gerechtfertigt. Man bekommt hier ein solides iPad, das derzeit alles mitmacht, was man im Alltag und auch beim Spielen so braucht . Die Entscheidung, ob 32 oder 128 GB, WiFi oder Wifi+Cellular muss jeder selber treffen. Ebenso, ob 180 Euro für ein Smart-Keyboard gerechtfertigt sind. Viele Bluetooth-Tastaturen sind günstiger, brauchen aber ein gewisses Maß an Aufmerksamkeit des Nutzers mehr.

Preise im Apple Store :

iPad WiFi 32 GB: 379 Euro

iPad WiFi 128 GB: 479 Euro

iPad WiFi+Cellular 32 GB: 519 Euro

iPad WiFi+Cellular 128 GB: 619 Euro

Farben:Space Grau, Silber, Gold

Write a Comment